Fairtrade - quo vadis?
Der Fairtrade Markt wächst und betritt an verschiedenen Stellen Neuland. Das klassische Konzept, das wir von Produkten wie der «fairtrade Banane» kennen, lässt sich nicht auf alles übertragen. Es braucht neue Ansätze. So mag es manche überraschen, wenn Textilien aus Europa mit «fairtrade» gekennzeichnet werden. Und wie steht es mit dem Guetsli, bei dem nur der Kakao aus einem fairtrade Projekt kommt? Soll es ein fairtrade Label tragen können? Auszüge aus einem Reisebericht und einem Streitgespräch.
Globalisierung konkret | Tobias Meier, Leiter von Helvetas Fairtrade besuchte kürzlich die Firma Elmer & Zweifel in Tschechien, wo die Heimtextillinie Cotonea hergestellt wird. Die verwendete Bio-Baumwolle stammt vom Helvetas-Fairtrade-Projekt in Kirgistan und einem Fairtrade-Projekt aus Uganda. Der Geschäftsführer Roland Stelzer hat diese persönlich besucht und direkt mit den Bäuerinnen und Bauern das Gespräch gesucht.
Die tschechische Weberei befindet sich in einem grossen Gebäudekomplex einer Fabrik, die einige Jahre leer stand. Hier rattern wieder 18 Webmaschinen von Sulzer Winterthur, die früher in einer deutschen Fabrik im Einsatz waren. Als der Geschäftsführer Roland Stelzer letztes Jahr erfuhr, dass einer seiner Lieferanten allen seinen Näherinnen gekündigt hatte um Ihnen tiefere Löhne anzubieten, schuf er in seinen Webhallen Platz für eine eigene Näherei und stellte alle Frauen zu besseren Konditionen an. Das umfassende Bemühen um faire Produktion ist der Grund, warum Helvetas Fairtrade und Cotonea eng zusammenarbeiten.
Mehr im Artikel «Gerechte Partnerschaft» von Tobias Meier, Helvetas Fairtrade
Mehr über die Cotonea Linie im Helvetas Shop
Wie fair ist fair genug? | Wer Fairtrade kauft, will einen Beitrag zu gerechteren Nord-Süd-Handelsbeziehungen leisten. Doch: Hält das Fairtrade-Label, was es verspricht? Mit komplexen Produkten wie einem Fairphone oder auch schon bei einem Guetsli kommt man an die Grenzen der bisherigen Regeln der fairtrade Kennzeichnung. Um grössere Mengen von fairtrade Produkten wie Kakao oder Zucker exportieren zu können, hat Max Havelaar Anfang 2014 das sogenannte Sourcing-Programm lanciert: Einzelne Komponenten wie Kakao, Zucker oder Baumwolle sollen zertifiziert werden können, ohne dass das ganze Endprodukt zertifiziert sein muss. Für die Bauern ist allein die Absatzmenge entscheidend – ob eine besondere Schokolade am Ende 15 oder 20 Prozent Fairtrade-Kakao enthält, spielt für sie keine Rolle.
Gebana verfolgt einen anderen Ansatz. Sie versuchen einen möglichst hohen Anteil der Wertschöpfung nahe zur Rohstoffproduktion zu verlagern. Ihre Partner in Burkina Faso verkaufen zum Beispiel nicht mehr Rohnüsse nach Indien, sondern verarbeiten sie zu Cashew in verschiedenen Stufen. So sind viele Arbeitsplätze entstanden. Gebana lädt auch Kundinnen ein, sich mit Darlehen direkt in die Produktion zu investieren.
Mehr zu den Positionen von Gebana, Helvetas und Max Havelaar hier im Gespräch
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