Chat mit Gabi Hildesheimer
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Moderation:
Ganz herzlichen Dank, Gabi Hildesheimer, für de spannenden und aufschlussreichen Antworten und die Zeit, die Sie sich genommen haben. Wir drücken fest die Daumen für einen guten Abschluss der Verhandlungen und wünschen noch eine wunderschöne Zeit in Lima. Alles Gute!
2014-12-09 16:35:55 aus Lima
Es war auch für mich spannend zu erfahren, was in der Schweiz über die COP geredet wird, welche Fragen brennen etc. Merci für's Daumendrücken.
Muchas gracias e saludos desde Lima!
Franziska:
In den Schweizer Medien ist der Klimagipfel höchstens ein Randthema. Lässt sich daraus schliessen, dass bisher noch nichts Substanzielles beschlossen wurde? Oder aber, dass die Öffentlichkeit die Brisanz des Themas noch nicht erfasst hat?
2014-12-09 16:33:05 aus Lima
Für die Medien ist es halt interessanter, wenn ein Abkommen auf der Agenda steht. Hier bereiten wir alles vor, dass dies in Paris abgeschlossen werden kann. Tatsächlich stelle ich fest, dass das Bewusstsein in der Öffentlichkeit nicht genügend ausgebildet ist. Angesichts der Grösse der Probleme, welche auf uns zukommen können, müsste ein enormer Druck von der Öffentlichkeit auf die Politik und Wirtschaft ausgeübt werden.
Sabine Minder:
Die aktuellen Stürme in den Philippinen kann man als Zeichen des Klimawandels interpretieren. Wie schätzen Sie die Motivation solcher Schwellenländer ein, sich für den Klimaschutz einzusetzen?
2014-12-09 16:28:57 aus Lima
Das ist eine schlimme Sache: Jedes Jahr an der COP fegt ein Sturm über die Philippinen und die RednerInnen drücken ihr Beileid aus. Ein Abrücken von Positionen deswegen konnte ich nicht beobachten. Viele Entwicklungsländer haben ein grosses Eigeninteresse, den Klimawandel zu beschränken. Aber das hat leider noch nicht zum Durchbruch geführt.
Anna:
Ist die Schweizer Delegation sich eigentlich einig, was sie will. Ziehen Sie am gleichen Strick, wie der Vertreter des Gewerbeverbands? Wie muss man sich ihre Zusammenarbeit vorstellen?
2014-12-09 16:25:23 aus Lima
Das ist ganz einfach: Wir haben ein Verhandlungsmandat, an das wir uns halten müssen. Das macht auch wirklich Sinn. Und mit dem Kollegen des Gewerbeverband verstehe ich mich bestens.
Eva, Zürich:
Was sagen Sie dazu, dass die Schweiz nicht mehr unter den Topten ist im Klimaranking? Weshalb hat sie am Anfang der Konferenz den "Fossil of the day" erhalten?
2014-12-09 16:22:56 aus Lima
Jaja, dachte ich schon, dass das kommt! Es sind zwei verschiedene Dinge: Den Award haben wir unserer klaren Position und offenen Worten, diese zu kommunizieren, zu verdanken. Es ging um die "bedingungslosen Commitments der Entwicklungsländer. Es wäre wohl möglich gewesen, weniger direkt zu sprechen, aber dann wären die Verhandlungen mit Sicherheit zu einem späteren Zeitpunkt an diesem Punkt hängen geblieben. Und der 11. Rang: Andere haben mehr vorwärts gemacht und uns über. Gut so, oder nicht?
Peter, Urdorf:
Wie schätzen Sie die Rolle der Wirtschaft ein? Es gibt ja immer mehr Unternehmen, die aus ökonomischer Vernunft eine schnellere Gangart von der Politik erwarten. Sind solche Lobbyisten präsent? Oder sind es eher die bekannten NGOs?
2014-12-09 16:16:37 aus Lima
Gestern fand ein tollen Business Side Event statt, mit Lord Nicolas Stern, Peter Bakker vom WBCSD und diversen Business Leaders - leider war ich in einer intensiven Phase in meiner Verhandlungsgruppe und habe es nicht geschafft, dort vorbei zu schauen. So schade!
Peter, Urdorf:
Hat die Tatsache, dass ein neuer IPCC Bericht erschienen ist eine Rolle gespielt?
2014-12-09 16:14:26 aus Lima
Schwer zu sagen. Es gibt immer Input des IPCC und der ist auch immer irgendwie gleich - im wesentlichen sind es ja nur die Sicherheit der Aussagen, die sich immer mehr erhöht. Ich persönlich glaube nicht, dass es am Wissen fehlt, sondern dass die Angst vor möglichen Verlusten für die einzelnen Parties der grösste Knackpunkt ist.
Aurélie, Lausanne:
Quelle est l'ambiance générale en perspective de Paris 2015? Est-ce que votre équipe et les autres négociateurs sont optimistes ou craignez-vous un nouveau Copenhague?
2014-12-09 16:10:49 aus Lima
Wie bereits ausgeführt, möchten wir alle Länder in das neue Abkommen einbinden. Und wir möchten dass Mitigation - also die Reduktion der Emissionen - im Zentrum steht. Hier glaubt man vorsichtig daran, dass die Chancen in Paris wesentlich besser sind als in Kopenhagen.
Paul Minder, Bern:
Gibt es denn jetzt noch offene Punkte, die von den Regierungschef/innen besprochen werden? Oder ist die Verhandlung schon gelaufen?
2014-12-09 16:07:42 aus Lima
Natürlich gibt es das. Es wird immer mehr geklärt, aber die zentralen Knackpunkte haben erst im High Level Segment eine Chance. Und was auch dort nicht geklärt ist, kann dann noch durch einen presidential text verabschiedet werden. Einiges ist jetzt schon klar, dass es offen bleibt und bis Paris weiterentwickelt werden muss.
Roland Wiesen, Zürich:
Haben Sie Doris Leuthard schon getroffen? Haben Sie sie "gebrieft"? Oder wie muss man sich so eine Übergabe der Verhandlungen von den Profis und ihren Delegationen an die Ministerinnen und Minister vorstellen?
2014-12-09 16:04:55 aus Lima
Frau Leuthard wird erst morgen in Lima eintreffen. Bisher war sie in der Schweiz mit der Debatte zur Energiewende beschäftigt, die wir hier auch interessiert verfolgt haben. Die Bundesrätin hat einen supervollen Kalender für den Aufenthalt, weil hier möglichst viele Meetings o.ä. stattfinden sollen, wo sich auf Ministerebene hoffentlich Lösungen für blockierte Themen eingeleitet werden können. Die gesamte Delegation gibt Input zu ihren Dossiers, welche von der Delegationsleitung in geeigneter Form übergeben werden.
Kurt, Olten:
Über die Ziele der Europäischen Union für Lima hat man einiges lesen können. Was die Schweiz sich für Lima vorgenommen hat, ist weniger bekannt. Welche Ziele verfolgt die Schweiz in Lima genau? Von wem wird sie unterstützt?
2014-12-09 16:00:17 aus Lima
Der Prozess im Hinblick auf das neue Abkommen in Paris sieht vor, dass die wichtigen Emittenten bis Ende März ihre Ziele an die UNO kommunizieren. Hier in Lima sollen die Bedingungen für diese Zahlen verabschiedet werden. Die Schweiz will erst Zahlen publizieren, wenn die Bedingungen bekannt sind, weil das grosse Unterschiede machen kann (Inland/Ausland etc.). Also: Dazu kann ich leider nichts sagen. Und was z.B. die EU-Zahlen genau bedeuten, ist daher ebenfalls unklar.
Océane:
Quels sont les priorités de la Suisse en matière de négociations internationales pour le climat? Et est-ce que ces priorités sont à l'agenda à Lima?
2014-12-09 15:56:33 aus Lima
La Suisse cherche une solution, où tout les pays font une contribution. Sous Kyoto les pays en développement étaient exclus. Nous sommes convaincus que même les plus pauvres peuvent faire quelque chose, pour example réduire l'augmentation de leurs émissions vis-à-vis du courrant normal par quelques pourcents.
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...Was sind die grössten SChwierigkeiten bei der Umsetzung der Ziele des Klimagipfels und der Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft?
2014-12-09 15:50:51 aus Lima
Der Graben zwischen den Entwicklungsländern und die Industrieländern ist wohl die grösste Schwierigkeit. Es fehlt beiderseits das Vertrauen. Das verursacht einerseits Blockaden, andererseits werden riesige Regelwerke gebaut, welche das mangelnde Vertrauen ersetzen sollen. Beide Seiten haben aber gute Gründe für ihr Misstrauen. Ob diese Hürde ohne eine geniale, kreative neue Idee überwunden werden kann, scheint mir fraglich.
Philip, Thun:
Sie waren ja inzwischen schon an einigen Konferenzen dabei. Gibt es da inzwischen Freundschaften.
2014-12-09 15:46:45 aus Lima
Das ist vielleicht ein bisschen stark. Und ich war ja das letzte Mal in Doha, vor zwei Jahren, dabei. Aber ja, es ist schon lustig, die gleichen Leute wieder zu treffen.
Anna, Seftigen:
Welche Länder erleben Sie als besonders aktiv in den Debatten?
2014-12-09 15:44:21 aus Lima
Das ist je nach Thema sehr unterschiedlich. Mein persönlicher Eindruck stammt aus dem Thema Technologietransfer, wo ich verhandle. Da sind die G77 sehr aktiv, also die Gruppe der Entwicklungsländer. China ist der offizielle Speaker, aber es hat sich nun auch eine moderate Koalition anderer Länder gebildet: Swaziland, Brasilien, Grenada und Bangladesh. Auf der anderen Seite sprechen US, EU, Japan und Norwegen viel, und auch die Schweiz ist sehr präsent.
Bettina, Zürich:
Sie tönen ja sehr optimistisch. Hat die positive Stimmung auch mit der Bewegung von den USA und China zu tun?
2014-12-09 15:40:43 aus Lima
Ja, das hat einen Einfluss. Ebenso die immer noch grösser werdende Zahl der Pledges der Länder in den GCF - d.h. Finanzzusagen der Länder in den Green Climate Fund, der ab nächstem Jahr Projekte unterstützen kann - gestern wurde offenbar die 10 Mia-Grenze geknackt.
Marianne, Basel:
Wie muss man sich den Alltag einer Klimadelegierten vorstellen? Gibt es da nur klimafreundliches Essen? Kriegt man etwas von der Stadt Lima mit?
2014-12-09 15:38:05 aus Lima
Na ja... Am Sonntag haben wir einen Ausflug in der Stadt gemacht, aber sonst sehen wir nur, was zwischen Hotel und Conference Center ist. Wir können ca. 20 Minuten zu Fuss gehen, überqueren dabei die achtspurige Panamericana auf einer Fussgängerbrücke, das ist schon eindrücklich... und das Essen ist einigermassen ok, ökobilanzmässig und kulinarisch, aber immerhin.
Wir haben morgens um 8 eine Delegationssitzung und dann verteilen sich die Leute in die einzelnen Säle. Fertig sind wir bisher zwischen 19 und 21 h, aber jetzt wird es erfahrungsgemäss immer später.
Beat:
Werden an dieser Konferenz wichtige Meilensteine erwartet, oder handelt es sich nur um ein Vorgeplänkel für die nächstjährige Konferenz in Paris?
2014-12-09 15:33:56 aus Lima
Das eine wie das andere - Lima ist der letzte Meilenstein vor Paris. Dort soll ein neues Abkommen geschlossen werden, das das Kyoto-Protokoll ablöst. In Lima werden alle wichtigen Fragen entweder abgeschlossen oder der Prozess für die kommenden Monate definiert.
Paul Minder, Bern:
Wer sind eigentlich die wichtigsten Partner der Schweiz? Hat die kleine Schweiz überhaupt ein Gewicht an einer solchen, grossen Konferenz?
2014-12-09 15:29:09 aus Lima
Die Schweiz macht es sehr geschickt, trotz ihrer Kleinheit sehr gut sichtbar zu sein! Dies einerseits wegen den excellenten Fachleuten, welche in den Verhandlungen oft sehr gut die richtigen Worte vorschlagen, welche sowohl für die Entwicklungs- als auch die Industrieländer akzeptabel sind. Zudem sind wir in einer Ländergruppe mit Korea, Mexiko, Liechtenstein und Monaco, die EIG, die ebenfalls viel Gehör findet.
Moderation:
Liebe Frau Hildesheimer. Schön, dass Sie sich mitten in den Verhandlungen Zeit für den Adventskalender-Chat nehmen… Möglicherweise müssen Sie uns ja auch zwischendurch wieder verlassen - dafür bitten wir unsere Leserinnen und Leser gleich zu Beginn um Verständnis. Sind alle Mitglieder so eingespannt in die Verhandlungen?
2014-12-09 15:25:31 aus Lima
Muy buenos dias desde Lima - hello Switzerland!
Im Moment sieht es so aus, dass ich die nächste Stunde mit Euch verbringen kann. Die Verhandlungen laufen in dieses Tagen auf Hochtouren, und seit heute sind auch die Minister und Head of States dabei. Da ist so ein Chat eine nette Gelegenheit, etwas zur Ruhe zu kommen.
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