Adrian Aeschlimann, Projektleiter Dialog Grüne Wirtschaft beim BAFU
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Moderation Adventskalende:
Herzlichen Dank, Herr Aeschlimann für die spannende Diskussion. Wir vom Adventskalenderteam wünschen Ihnen frohe Festtage und alles Gute für das neue Jahr.
2015-12-22 12:07:06 aus
Ich Danke auch Ihnen für die angeregte Diskussion und das Schaufenster, welches Sie dem Portal mit dem Adventskalender geboten haben.
Frohe Festtage und einen guten Rutsch ins 2016!
Moderation Adventskalender:
Die Zeit ist bald fertig. Herr Aeschlimann, möchten Sie den Lesern und Leserinnen des Adventskalenders noch etwas mitteilen?
2015-12-22 12:05:47 aus
Dieser Chat zeigt mir, dass die Frage einer ressourcenschonenden Konsum- und Wirtschaftsweise relevant ist und die Leute beschäftigt. Das Dialogportal soll ein Kristallisationspunkt für den notwendigen Dialog sein, positive Beispiele zeigen, Schwierigkeiten nicht ausser acht lassen, kontroverse Meinungen abbilden, die Möglichkeit bieten, aus Fehlern zu lernen und vor allem sichtbar machen, dass grünes Wirtschaften vielorts bereits Realität ist.
Je mehr Leute das Portal nutzen, indem sie Beiträge kommentieren, Veranstaltungshinweise einsenden oder mit Themenideen an die Redaktion gelangen, desto bekannter wird es und kann seinem Vernetzungsanspruch gerecht werden.
Markus Meeracher:
Die Schweiz braucht als Dienstleistungsland viele IT Hardware, die ja oft nicht nachhaltig produziert wird. Ist es nicht einfach eine Gefahr, dass wir die Umweltverschmutzung auslagern? Gibt es da Lösungsansätze in der grünen Wirtschaft?
2015-12-22 11:59:46 aus
Im Bereich der IT werden wegen der Hardware problematische Stoffe verwendet und der Energieaufwand ist enorm. Anderseits bieten Software-Lösungen ein riesiges Potenzial, mit bestehenden Ressourcen schonender umzugehen, indem Angebot und Nachfrage besser in Verbindung gebracht werden können.
Sonja Hafner, Olten:
Sie haben Mobility erwähnt als Schweizer Erfolgsbeispiel. Gibt es neue "Sterne am Himmel", die es international schaffen könnten? Etwa im Bereich Ecodesign?
2015-12-22 11:56:42 aus
Im Beitrag auf dem Portal zum Ecodesign hat es ein paar
interessante Beispiele:
Ob diese das Zeug zum Durchstarten haben, wird sich weisen müssen.
Christian Keller :
Die Wirtschaftsverbände – von Swiss Cleantech einmal abgesehen – lehnen eine ressourceneffiziente Wirtschaft ab. Ist schlecht für die Wirtschaft, was gut ist für die Umwelt?
2015-12-22 11:55:41 aus
Nein. Ein effizienterer Umgang mit den natürlichen Ressourcen ist gut für die Wirtschaft und die Umwelt. Das Dialogportal zeigt,dass viele Unternehmen dies auch so sehen und umsetzen. Dass die Grüne Wirtschaft politisch trotz grosser Unterstützung in der Vernehmlassung knapp keine Mehrheit gefunden hat, ist wohl eher dem Wahlkampf zuzuschreiben. Die Herausforderung - wie können im Jahr 2050 9 Milliarden Menschen gut leben auf dem einen Planeten, den wir haben? - bleibt bestehen und auch die Wirtschaft tut gut daran, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen.
2015-12-22 11:52:10 aus
Unter folgendem Link auf dem Dialogportal finden Sie erste Hinweise, worauf es beim Konsum ankommt:
Grüne Wirtschaft / Ressourcenverbrauch
Als grobe Faustregel gilt: Nahrungsmittel mit hohem CO2-Fussabdruck (Import per Flugzeug, Produktion im Treibhaus), einem hohen Wasserfootprint (bewässert in wasserarmen Gebieten) oder einem hohen Biodiversitätsfootprint (angepflanzt auf brandgerodeten Flächen) haben eine hohe Umweltbelastung. Das gleiche gilt oftmals für Fleisch.
Die Webseite
www.labelinfo.ch kann Ihnen dazu wichtige Hinweise geben.
Andreas von Sharely.ch:
Wie sehen Sie das: wir bei Sharely.ch (Miet- und Vermietplattform) merken, dass sich viele Leute nur ökologisch verhalten (z.B. teilen), wenn es sich auf finanziell lohnt. Kann die "Grüne Wirtschaft" nur in der Nische funktionieren?
2015-12-22 11:46:28 aus
Das ökonomische Handeln ist in der Tat eine kräftige Triebfeder. Was in unserem Wirtschaftsystem fehlt, sind die richtigen Preisanreize und Kostenwahrheit. Müsste auch der Umweltverbrauch bezahlt werden, würden sich die Leute automatisch umweltfreundlicher Verhalten, weil nämlich Produkte mit hohem Fussabdruck automatisch teurer wären.
Faircustomer:
Wir vertreten viele junge Startups, die neue Lösungen entwickeln und Sozialinstitutionen, die in der Schweiz produzieren und zum Beispiel Reparaturservices (wie karep.ch) anbieten. Können diese sich auch auf der Dialogplattform 'Grüne Wirtschaft' einbringen?
2015-12-22 11:44:09 aus
Danke für den Hinweis. Das Dialogportal ist offen für solche Beispiele. Wir nehmen das Thema in den Redaktionsplan für nächstes Jahr auf.
Tania Schellenberg, Zürich:
Sie dürfen wohl keine Präferenzen zeigen, aber gibt es ein Beispiel für die Schweizer Grüne Wirtschaft, die Sie in den Weihnachtsferien berücksichtigen werden? Wird unter ihrem Baum Ecodesign liegen? Machen Sie 'grüne Ferien'?
2015-12-22 11:42:46 aus
Persönlich versuche ich, Kleider und Schuhe von hoher Qualität zu kaufen und diese dann beim Schuhmacher und dem Schneider in Schuss halten zu lassen.
Annliese Widmer, Bern:
Für das BAFU ist es ja vermutlich neu, dass Sie in gewisser Weise "Wirtschaftsförderung" betreiben. Ich kann mir vorstellen es braucht ein Umdenken, das es ja sonst eher um eine Kontroll behörde handelt. Werden Sie vom SECO unterstützt?
2015-12-22 11:38:47 aus
Das BAFU hatte schon immer vielfältige Wirtschaftskontakte. Das Umweltschutzgesetz schreibt vor, dass die Wirtschaft in die Umsetzung des Umweltschutzes einbezogen werden muss. Neu ist hingegen, dass das BAFU eine Art Moderationsrolle einnimmt und versucht, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und öffentliche Hand im Dialog zu ressourcenschonenderem Verhalten zu motivieren.
Reto Basler, Burgdorf:
Ich lese gerade in einer Frage das Wort "Suffizienz". Ist das ein Thema? Müssen wir uns auch einschränken?
2015-12-22 11:36:13 aus
Nehmen Sie das Beispiel der Lebensmittelabfälle. Rund 30 Prozent noch geniessbarer Lebensmittel werden in der Schweiz vernichtet statt gegessen. Hier können wir ohne den geringsten Verzicht viel schonender und respektvoller mit den Ressourcen umgehen. Oder nehmen Sie unser Ferienverhalten: Heute können Sie fast für ein Butterbrot eine Stadt in Europa anfliegen. Wenn sie stattdessen den Zug nehmen oder eine Stadt in der näheren Umgebung besuchen (Como ist zum Beispiel eine Reise wert), haben Sie nicht verzichtet, sondern nur ihr Verhalten zugusten der Umwelt geändert.
Claudia Bering, Bottmingen:
Wo sind die Grenzen der Grünen Wirtschaft? Sie verspricht quasi, all unsere Umweltprobleme zu lösen. Ist das realistisch?
2015-12-22 11:31:42 aus
Die Grüne Wirtschaft ist kein Heilsversprechen. Sie ist der Versuch, erste Schritte tun in Richtung ressourcenschonendes Wirtschaften. Die nötige Transformation ist aber eine Aufgabe von mehreren Generationen und bedingt die Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Akteure. Das Dialogportal Grüne Wirtschaft will zeigen, dass heute schon verschiedenste Akteure die Herausforderung angenommen haben und etwas tun. Es soll Mut machen, gute Beispiele aufzeigen und zum Dialog anregen.
Franziska Siegrist:
Sie empfehlen heute im Adventskalender ein Buch, das sich eher kritisch mit der Grünen Wirtschaft auseinandersetzt. Ganz ehrlich, glauben Sie persönlich an dauerhaftes Wachstum und daran, dass dieses vollständig vom Ressourcen- und insbesondere vom Energieverbrauch entkoppelt werden kann?
2015-12-22 11:26:56 aus
Das Buch stellt in der Tat in Frage, ob sich unsere immense Herausforderung innerhalb der bestehenden Bahnen lösen lässt und ob eine grünere Ökonomie zum Ziel führt. Persönlich stelle ich fest, wie stark unsere politischen Systeme und unsere Lebensweise ans Wachstum gebunden sind. Dies führt zur einer massiven Übernutzung unserer natürlichen Lebensgrundlagen vor allem im Ausland (die Schweiz importiert über 70 Prozent ihrer Fussabdrücke aus dem Ausland). Anderseits hat die Wirtschaft eine enorme Transformationskraft und ist im Stande, sich auf neue Herauforderungen einzulassen und diese in Gewinne umzusetzen. Wenn es gelingt, qualitativ zu wachsen, deutlich ressourceneffizenter zu werden und aus den sich abzeichnenden Herausforderungen eine Chance zu machen, bin ich ziemlich optimistisch. Wichtig ist die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema und ein Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und öffentlicher Hand. Und wichtig ist vor allem auch die demokratische Auseinandersetzung. Die Transformation hin zu einer ressourcenschonenden Konsum- und Wirtschaftsweise muss erstritten und ausgehandelt werden.
Anna, Seftigen:
Auf der Link zur Seite des BAFUs steht in grossen Lettern "GROW". Gibt es auch Schweizer Beispiele, die nach dem Motto 'weniger ist mehr' oder Suffizienz zeigen, dass man auch ohne starkes Wachstum gut wirtschaften und leben kann?
2015-12-22 11:12:15 aus
Für mich ist die Autoteilet-Genossenschaft Mobility ein gutes Bespiel. Dank eines guten gesellschaftlichen Konzepts können die Nuzterinnen und Nutzer ihr Bedürfnis nach Mobilität befriedigen und schonen gleichzeitig wertvolle Ressourcen, weil für gleichviel Kilometer weniger Autos nötig sind. Die Nutzerin verzichter auf ein eigenes Auto, hat aber keine Umtriebe mit dem Unterhalt, und Mobility kann wirtschaftlich florieren.
Ein weiteres Beispiel ist die
SV Group: Das Unternehmen verzichtet vermehrt auf Flugware, bietet attraktive vegetarische Menus an und vermeidet Lebensmittelabfälle. Den Gästen schmeckt's trotzdem.
N.N.:
Wir werden ja diese Jahr wohl 'grüne Weihnachten' Feiern? Tut die Schweiz und die 'grüne Wirtschaft' genug um den Klimawandel einzudämmen?
2015-12-22 11:07:09 aus
Die Schweiz nimmt ihre Verantwortung im Klimabereich wahr und ist international eine verlässliche Partnerin. Trotz des bahnbrechenden Abkommens von Paris - erstmals hat die internationale Gemeinschaft vereinbart, dass alle Länder gemäss ihrer Ausstosses und ihren Möglichkeiten eine Verantwortung tragen - bleibt die Eindämmung der Klimaerwärmung eine Herkulesaufgabe. Die Schweiz als Alpenland hat ein vitales Interesse, sich stark zu engagieren. Gleichzeitig ist sie als offene, vernetzte Volkswirtschaft eingebunden in ein wirtschaftliches Umfeld und sollte ihre Klimapolitik geschickt darauf abstimmen. Es gilt in den kommenden Jahren politisch auszuhandeln, welchen Anteil die Schweiz im Inland und welchen durch Investitionen im Ausland reduziert und welche Rolle der CO2-Ausstoss des Verkehrs spielen wird. Hier sind kontroverse Diskussionen zu erwarten. Ich hoffe persönlich, die Schweiz setze sich ehrgheizige Ziele, und die Wirtschaft nutze diese als Chance.
Tobias Minder, Uster:
Ich höre immer wieder, die Schweiz habe ihre Spitzenposition in der Umwelttechnik verloren. Wie schätzen Sie das ein?
2015-12-22 11:02:09 aus
Die Schweiz war lange Vorreiterin im Umweltschutz und hat es in den letzten Jahrzehnten zum Beispiel geschafft, die Gewässer zu säubern oder die Luftschadstoffe deutlich zu verringern. Sie hat dafür Umwelttechniken vorgebracht und war lange führend in diesem Bereich. Die Welt entwickelt sich aber weiter und in Schwellenländern wie China wird Umwelttechnik heute oft gleich selber hergestellt. Die Schweiz als Innovationsstandort mit einer starken Exportwirtschaft und exzellenten Hochschulen ist meiner Meinung nach bestens aufgestellt, in der Umwelttechnik weiterhin eine massgebliche Rolle zu spielen. Es muss uns gelingen, die heute bekannten Herausforderungen - im Jahr 2050 wollen neun Milliarden Menschen gut Leben innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen des Planeten - als wirtschaftliche Chance zu nutzen und nicht als Bedrohung zu sehen.
Moderation Adventskalender:
Guten Tag, Herr Aeschlimann. Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen für diesen Chat.
2015-12-22 11:01:25 aus
Guten Tag. Ich freue mich auf Ihre Fragen.
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