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Von Kaffeesatz, Würmern und Wurzeln

Die Bedeutung des Bodens für den Klimaschutz wird oft unterschätzt, obschon die Anreicherung von Kohlenstoff im Boden gemäss IPCC Bericht 2022 eine ähnlich grosses Potential wie die Erneuerbaren Energien hat. Heute zeigen wir ein Beispiel, wie Boden mitten in der Stadt aufgebaut werden kann und was sich hinter dem Begriff «syntropische Landwirtschaft» verbirgt.

Von Regenwürmern, die Kaffeesatz lieben | Mitten in Zürich stehen inzwischen 30 «Wormys», die während der Corona-Zeit entstanden sind. Es handelt sich um Doppelkörbe, die nach den Prinzipien der Permakultur gebaut sind und in denen auf Parkplätzen und Rasen Boden aufgebaut wird. Innen sind die Bedingungen für Kompostwürmer optimiert, die laufend mit Kaffeesatz von umliegenden Cafés, Küchenabfällen und Karton aus der Nachbarschaft sowie Sägemehl einer Schreinerei und Pflanzenkohle (Biochar) gefüttert werden. Im Aussenkreis, in er etwas reiferen Erde, wachsen Kräuter und mehrjähriges Gemüse. Die Körbe werden aus lokalen Materialen (Weiden, Birken- und Pappelzweigen) hergestellt.

Von Bäumen, die die Landwirtschaft beleben | In der Syntropischen Landwirtschaft werden die Strukuren eines natürlichen Ökosystems so gut es geht nachgeahmt. Man versucht Ursachen der Mängel eines degenerierten Systems besser verstehen und prozessorientiert zu reagieren. Dabei spielen Zeit (die sogenannte Sukzession) und Raum (die sogenannte Stratifikation des Bodens und der Vegetation) eine wichtige Rolle. Die zeitliche Abfolge der sich natürlich ablösenden Pflanzen- und Tiergesellschaften eines Standortes werden genau beobachtet (Sukzession). Man versucht die Bedeutung der Schichten oder Stockwerke des Ökosystems zu verstehen (Stratifikation) Viele Anbaumethoden des Bio-Anbaus basieren auf der Logik der Imput-Substitution. Chemikalien werden durch organische, Kunststoff durch biologisch abbaubare Materialien, Pestizide durch alle möglichen Präparate ersetzt. Die Syntropische Landwirtschaft hingegen hilft der Landwirt:in, die natürlichen Prozesse der ökologischen Sukzession zu verstärken, so dass die (gewünschten) Pflanzen die idealen Bedingungen für ihre Entwicklung erhalten und jede Pflanze an ihrer 'genau richtigen' Position im Raum (Strata) und in der Zeit platziert wird (Sukzession). In dieser prozessorientierten Landwirtschaft ist die Regeneration des Ökosystems das Hauptziel; die Ernte wird zum positiven Nebeneffekt.

Von Wasser, das durch Wurzeln fliesst | Im mittleren Video nebenan wird erklärt wie wichtig Bäume für den lokalen Wasserhaushalt sind. Tiefgreifende Wurzeln ziehen Wasser in die oberen Schichten und wirken daher ausgleichend und zu stabilen Erträgen in Trockenperioden.

Weitere Links zu Permakultur und syntropischer Landwirtschaft


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Wormys sind Doppelkörbe mit einem inneren Teil für Wurmkompostierung und einem äusseren Teil für Pflanzen. Der Innenkorb wird laufend «gefüttert» und gelegentlich bewässert, damit die Würmer genügend Feuchtigkeit haben. Die Pflanzen im äussseren Kreis «holen» sich Wasser und Nährstoffe und geben gleichzeitig über die Wurzelspitze flüssigen Kohlenstoff in die Erde ab (siehe Video unten «The Liquid Carbon Pathway»).


Die Syntropische Landwirtschaft beschleunigt den Humusaufbau, reinigt die Luft sowie Wasser und lässt ein vielfältiges, vielschichtiges Leben wieder zu. Das Ziel ist die Regeneration des Oekosystems, die Ernte ein positiver Nebeneffekt.


«The Liquid Carbon Pathway» Dr. Christine Jones stellt in ihrem Vortrag dar, wie wichtig Pflanzenwurzeln sind für die Struktur, Biochemie und Biologie der Böden. In natürlichen Systemen geben Pflanzen flüssige Kohlenstoffverbindungen an die Mikrobiologie im Wurzelbereich ab und tragen so wesentlich zum laufendem Bodenaufbau bei. Jones sieht in der regenerativen Landwirtschaft ein wichtiger Beitrag zur Lösung der globalen Agrar- und Gesundheitskrise. Die Photosynthese sei die Basis des Lebens, die Gesundheit des Bodens eine Folge davon.