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Weniger ist mehr: ein neues Paradigma für eine nachhaltige Gesellschaft

In dieser Zeit des Jahres wird uns oft bewusst, dass die besten Dinge im Leben keine Gegenstände sind. Und doch halten wir oft an Traditionen fest und verwenden Gegenstände, um anderen zu zeigen, dass wir sie mögen. Was würde mit unserer Wirtschaft passieren, wenn wir nicht mehr so viele Weihnachtsgeschenke kaufen würden? Würden Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren? Würden Unternehmen untergehen? Die Degrowth-Bewegung setzt sich für eine Zukunft ein, in der wir uns auf die Dinge konzentrieren können, die uns am wichtigsten sind - sinnvolle Beziehungen, eine gesunde Umwelt und echtes Wohlbefinden -, ohne unsere eigene Existenz und die unseres Planeten zu gefährden, indem wir den Schwerpunkt vom Wirtschaftswachstum weg verlagern.

Was ist Degrowth? Die Degrowth-Bewegung strebt an, Wirtschaftssysteme bewusst so zu gestalten, dass soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit auch ohne wirtschaftliches Wachstum möglich und selbstverständlich sind. Die neue Schweizer Organisation Degrowth Schweiz wurde gegründet, um die Diskussion über diese lebendige Zukunftsalternative zu fördern und auf die Sicherung eines guten Lebens für alle hinzuarbeiten.

"Wirtschaftswachstum erfordert einen immer höheren Energie-, Flächen- und Ressourcenbedarf, den wir einfach nicht aufrechterhalten können", sagte Professorin Julia Steinberger bei der Auftaktveranstaltung des Vereins am vergangenen Freitag im Zürcher Kulturpark. "Es gibt keinen Beweis dafür, dass es möglich ist, das Wirtschaftswachstum schnell und absolut genug von den ökologischen Auswirkungen zu entkoppeln, um in der Nähe der 1,5 Grad Erwärmung zu bleiben, zu der sich die Schweiz im Rahmen des Pariser Abkommens verpflichtet hat. Die Forschung zeigt auch, dass Wirtschaftswachstum jenseits eines moderaten Einkommens für das Wohlergehen nicht notwendig ist, während Wachstumsabhängigkeit schwerwiegende Risiken für das soziale Wohlergehen schafft. Viele Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass ein sozial gerechter und effektiver Weg zur Nachhaltigkeit die ernsthafte Erwägung von Degrowth erfordert."

Degrowth in der Schweiz | Im Jahr 2018 begann die Gruppe, die bald als Post-Growth Zürich bekannt sein sollte, Veranstaltungen rund um die Idee der Nachhaltigkeit und Wachstumsunabhängigkeit zu organisieren. Im Jahr 2020 gründeten sie offiziell einen Verein und aufgrund der steigenden Nachfrage und immer mehr Mitgliedern außerhalb von Zürich, sind sie nun eine schweizweite Organisation geworden:

"Es wird immer klarer, dass 'business as usual' keinen Sinn mehr macht", sagt Viktoria Cologna, Gründungsmitglied und Sprecherin von Degrowth Schweiz. "Wir wissen, dass wir so nicht weitermachen können, und zum Glück gibt es wirklich spannende Alternativen."

Ein interessantes Beispiel für Degrowth-Ideen in der Praxis sind Zeitbanken, wie die Zeitbörse benevol in St. Gallen. Eine Zeitbank ermöglicht es den Mitgliedern einer Gemeinschaft, sich gegenseitig bei verschiedenen Aufgaben zu unterstützen und später in Form von anderen Dienstleistungen "bezahlt" zu werden. Modelle wie diese bieten funktionierende Alternativen zu gängigen Finanzdienstleistungen wie der Altersvorsorge und helfen, Gemeinschaften auf der ganzen Welt zu stärken.

Wir arbeiten an einer wachstumsunabhängigen Zukunft Am 11.12. wurde im Kulturpark Zürich West der neue Verein Degrowth Switzerland vorgestellt. In Referaten der Ökonomin Irmi Seidl und der Klimaforscherin Julia Steinberger wurde aufgezeigt, wie es dazu kam, dass die Gesellschaft zum Beispiel bei der Altersvorsorge vom Wachstum abhängig geworden. In Workshops wurden die Aktivitäten und Beteiligungsmöglichkeiten vorgestellt. «Wir freuen uns, dass unsere Organisation wächst und darauf, mit immer mehr interessierten Menschen in Kontakt zu treten», sagt Viktoria. «Wenn Sie sich für diese Themen interessieren und wo, würden wir gerne von Ihnen hören».


Zum Quiz     



Die Lancierung des Vereins und die Vorträge von den Professorinnen Julia Steinberger und Irmi Seidl kann man online verfolgen
Anschauliche Erklärung zu Degrowth am Beispiel der Produktion von Orangensaf auf Grist.org