Postroller-Batterien erhalten ein zweites Leben
In einem innovativen Projekt findet die Schweizerische Post jetzt einen Weg, ausgediente Rollerbatterien weiter zu nutzen. Nach durchschnittlich sieben Betriebsjahren haben Batterien der Elektroroller nur noch eine Speicherkapazität von knapp 80 Prozent. Das ist zu wenig, um damit Briefe zustellen zu können. Wiederverwendbar? – Ja, sagt die Post.
Ende 2016 hat die Post den letzten benzinbetriebenen Roller ausgemustert. Jetzt fahren alle rund 6300 Roller, mit denen Zustellboten für die Post unterwegs sind, komplett elektrisch. Geladen werden die Roller zu 100% mit «naturemade star»-zertifiziertem Ökostrom aus der Schweiz.
Nach 30–40’000 km müssen die Batterien ausgetauscht werden | Die Postroller fahren durchschnittlich 5’000 km pro Jahr, oft auch unter harten Bedingungen und Anhänger mit schwerer Last. Nach etwa sieben Betriebsjahren haben die Batterien noch eine Speicherkapazität von knapp 80 Prozent. Das reicht nicht mehr für eine reibungslose Briefzustellung, die Batterien schaffen nicht mehr eine ganze Tour. Deshalb werden sie ausgetauscht, haben aber noch mehr als genug Kapazität für eine komplett neue Anwendung – ein zweites Leben!
Infografik: «Ein zweites Leben für Postrollerbatterien»
Ausgediente Batterien weiterverwenden ist gar nicht so einfach | Batterien, die viele Ladezyklen hinter sich haben, verlieren nicht nur Kapazität, sondern sie werden auch unzuverlässiger. Im innovativen Projekt der Post, bei dem weitere Projektpartner beteiligt sind, werden die ausgedienten Batterien aus den Rollern entfernt und in einen stationären Stromspeicher integriert (siehe Bild). Dies ist ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft, einem Handlungsfeld, das die Post ebenfalls vorantreibt. Der Stromspeicher verfügt über ein intelligentes Batterie-Management-System. Das System sorgt für schonende Ladezyklen und stellt den Betrieb sicher, auch wenn bis zu 30 Prozent der Batteriezellen eines Blocks ausfallen sollten.
Zwei Pilotprojekte als Leuchttürme | Zur Zeit funktioneren in der Schweiz zwei Speichersysteme mit alten Rollerbatterien: Eines speichert seit Anfang Jahr in der Umwelt Arena Spreitenbach den Strom der «Solarblumen» (siehe heutiger Tipp für Kids). Ein zweites System wurde Mitte Jahr in Neuchâtel in Betrieb genommen. Im energetisch totalsanierten Postgebäude in der Nähe des Bahnhofs speichert es den Solarstrom vom Dach, der nicht sofort verwendet wird. So können zum Beispiel wiederum Postroller über Nacht mit eigenem Solarstrom aufgeladen werden!
Postrollerbatterien schon bald bei uns zu Hause? | Mit den ganzen ausgedienten Postrollerbatterien könnten jährlich bis zu 200 Speicher mit je zehn Kilowattstunden Speicherkapazität gebaut werden. Die Speicher sind zudem so konzipiert, dass auch ausgediente Batterien aus ganz anderen Anwendungsbereichen weiterverwendet werden können. Besonders interessant als kostengünstige Hausspeicher für private Solarstrom-Anlagen? – Was noch wie Zukunftsmusik klingt, könnte vielleicht Ende 2018 Realität werden, wenn die Pilotprojekte abgeschlossen sind.
Ausblick: Aktueller Artikel zu dezentralen Stromspeichern im BFE-Blog energeiaplus
Der Ersatz der Benzin- durch Elektroroller ist eine Massnahme des Nachhaltigkeitsprogramms «pro clima – wir handeln heute». Die Post spart dadurch pro Jahr 4’600 Tonnen CO2 ein.Mehr zum Klimaschutz-Engagement der Post