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In Kreisläufen denken und handeln

Cradle-to-Cradle, vor zwölf Jahren als Konzept von zwei Visionären entwickelt, ist weltweit zu einem Trend geworden: Güter, Gebrauchsgegenstände und Gebäude so zu produzieren, dass sie sich jederzeit wieder in ihre einzelnen Bestandteile trennen und rückstandsfrei auflösen lassen. So haben auch die legendären Freitag Brüder kürzlich mit F-abric ihre erste Kleider Kollektion auf den Markt gebracht, die man nach langem Tragen ohne schlechtes Gewissen auf den Kompost werfen kann.

Von der Wiege zur Wiege | «Produkte sollen in Stoffkreisläufen immer wieder genutzt werden, sodass es keinen unnützen Abfall, sondern am Ende der Nutzungszeit nur weiterhin nützliche Rohstoffe gibt», erklärt der deutsche Chemiker und frühere Greenpeace Aktivist Michael Braungart das Konzept, das er gemeinsam mit dem amerikanischen Architekten William Mc Donough 2002 aus der Taufe gehoben hat. Vorbild ist die Natur. «Ein Kirschbaum im Frühling mit seinen Millionen von Blüten ist völlig ineffizient, aber ungeheuer effektiv.»

Bei der Idee ist es nicht geblieben | Braungart zufolge sind durch Kooperationen von EPEA mit diversen Unternehmen rund um den Globus mittlerweile rund 600 C2C-Produkte entstanden, etwa die kompostierbaren Sitzbezüge im Airbus 380, Reinigungsprodukte, Teppichböden, Büromöbel, Hygieneartikel oder die Sohlen von Nike-Sportschuhen. Auch in der Bau- und Immobilienwirtschaft findet C2C immer mehr Befürworter. Kein Wunder, verursacht doch das Bauwesen in Europa nach Schätzungen der UNO fast 50 Prozent des Rohstoffverbrauchs und nahezu 60 Prozent des Abfallaufkommens. «Zusammen mit EPEA arbeiten wir an der Entwicklung einer Rohstoff-DNA für unsere Gebäude», sagt Dr. Ralf Bellm, Chef der Hochtief Development Schweiz AG. Diese «DNA» soll Eigentümern, so Bellm, später Auskunft darüber geben, wo welche Rohstoffe in welcher Form und in welcher Menge in ihrem Objekt verbaut wurden, und in welcher Art und Weise eine Wiederverwendung für den Einbau möglich ist.

Vom Rohstoff zum Stoff | Die Entwicklung der geeigneten Materialen für das neue Kleiderlabel hat fünf Jahre gedauert. Schliesslich wollten Daniel und Markus Freitag Stoffe konzipieren, die ohne Ressourcenverschwendung, Schadstoffe und endlose Transportwege auskommen und zu fairen Bedingungen produziert werden. Und Arbeitskleider kreieren, die für den harten Einsatz in der Fabrik taugen als auch für die noch härtere Party danach. Das Resultat kann sich sehen lassen. So entstand F-abric, wie Freitag den selbst entwickelten Baukasten aus drei robusten Geweben nennt, die aus Mischungen von Leinen, Hanf und Modal – einem Garn aus Buchenholz – hergestellt werden. Die drei entwickelten Stoffe – dicht und scheuerfest für Hosen, weich und atmungsaktiv für T-Shirts – sind strapazierfähig und allesamt vollständig biologisch abbaubar. Einzige Ausnahme ist der patentierte abschraubbare Hosenknopf aus Metall. Wichtig war nicht nur die Belastbarkeit sondern auch der Style. Denn nichts verlässt die Freitag-Welt, das den beiden Creative Directors selber nicht gefällt. Experiment einmal mehr gelungenFür

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Wer biologisch abbaubare Kleider in der Nachbarschaft machen will, muss zurück an den Anfang der Entwicklungskette und ­wieder mit der Faser beginnen. Die Freitag Brüder in einem Leinen-Feld.
F-abric löst sich in etwa drei Monaten vollständig auf, wenn der Stoff auf dem Kompost gelandet ist. Für ein rückstandsloses Verschwinden braucht es Feuchtigkeit, Wärme und die Hilfe der kleinen fleissigen Bewohner.