Ist mehr wirklich mehr?
Glücklich leben ist in vielen Köpfen an «mehr, grösser, schneller» gekoppelt. Aber, ist dieses quantitative «mehr» wirklich qualitativ mehr? Heute stellen wir ein Forschungsinstitut und 2 Unternehmen vor, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen.
Von der Effizienz zur Suffizienz. Viele Prozesse verbrauchen heute dank technischer Innovationen weniger Ressourcen. Aber diese Öko-Effizienz führt leider auch zum Mehrverbauch. Laut Forschern, wie unserem heutigen Chatpartner Dr. Oliver Stengel, reichen daher technische Lösungen nicht aus, um ressourcenschonender zu leben. Zusätzlich benötigt man einen gesellschaftlichen Ansatz: die Suffizienz. Angestrebt wird eine Lebens- und Wirtschaftsweise, die auf gemässigten Konsum setzt.
Mehr zum Thema Suffizienz beim Wuppertal Institut
Gibt es suffiziente Produkte? Dass für Kunden «weniger mehr sein kann» leuchtet ein, dass aber Unternehmen damit werben «weniger zu kaufen» ist eher irritierend. Der Kleiderhersteller und Nachhaltigkeitspionier Patagonia hat es aber mit der Kampagne "Don't Buy This Jacket" und der "Common Threads Initiative" getan. Kunden werden aufgefordert für den Kauf und die Produkte Verantwortung zu übernehmen: nur Kaufen, wenn nötig; reparieren, was geht; weitergeben; wenn möglich, zum Recycling an den Hersteller zurückgeben. Die Devise lautet umdenken in Richtung eines nachhaltigeren Lebenstils.
Mehr zur Common Threads Initiative
Ihr Patagonia Partner Store in Zürich - erleben, wofür Patagonia steht.
Auch die schweizerische Outdoorspezialistin Transa verfolgt mit ihrer Kampfansage ans Wegwerfen die Strategie, dass weniger mehr ist. Durch den Verkauf von qualitativ hochwertiger sowie langlebiger Ausrüstung, der Beratung zur richtigen Pflege, sowie Reparaturservice wird eine hohe Lebensdauer der Produkte garantiert und somit der Materialumsatz reduziert. Sollte ein Produkt ausgedient haben, kann es zu Transa zurückgebracht werden, wo es je nach Zustand entweder Bedürftigen gespendet, recyclet bezeihungsweise zu neuen Produkten verarbeitet wird.
Transa's Kampfansage ans Wegwerfen
Die Kampagne live erleben im Flagship Store in Zürich
Was heisst also suffizient leben? Suffizient leben heisst bewusster und oft auch intelligenter leben. Statt Bücher zu kaufen und dann nicht zu wissen wohin damit, wieder einmal in die Bibliothek gehen. Statt Steuern und Unterhalt für ein Auto zu zahlen, das viel Zeit in der Garage steht, lieber eines der Carsharingangebote nutzen. Drei schöne Beispiele, wie u.a. dank Sozialer Medien solche kollektiven Nutzungsformen (wieder-) entdeckt werden: Pumpipumpe.ch, Weact.ch, Kartoffeltaxi.
Heute von 10 - 11 Uhr. Diskutieren Sie mit dem Suffizienzforscher Oliver Stengel vom Wuppertalinstitut.
Zum Chat: Suffizient leben, ist das in unserer Gesellschaft realistisch?