Plan B oder Faktor 10 Hätten Sie zu Beginn dieses Jahres auf den baldigen Ausstieg der Schweiz aus der Atomenergie gewettet? Der Vollzug dieser Energiewende und die gleichzeitige Senkung des CO2-Ausstosses sind eine grosse Herausforderung aber auch eine grosse Chance für die Schweiz. Die Umsetzung des Plan B des ETH-Professors und Unternehmers Dr. Anton Gunzinger mag aus heutiger Sicht ebenfalls utopisch erscheinen. Prof. Gunzinger dazu: «Wenn Sie heute von mir ein Wunder erwarten – ich kann es Ihnen nicht bieten. Ich möchte Sie einfach zu ein paar Gedankenspielen einladen.» Unter dem Titel "Plan B oder Faktor 10" lud Gunzinger im November 2011 Interessierte zu einem Denkanstoss in seine Firma Super Computing Systems (SCS) ein. Sein Szenario klingt vielversprechend:
- Reduktion der nichterneuerbaren Energie um Faktor 10
- Reduktion des CO2-Ausstosses um Faktor 10
- keine Subventionen auf Energie und Mobilität
- keine AKW
Er geht davon aus, dass Gemeingüter wie Luft, Boden, Rohstoffe, aber auch Sicherheit (wichtig beim Betrieb von Atomanlagen) der Allgemeinheit gehören. Wer sie nutzt oder übermässig belastet, soll dafür einen kostendeckenden Preis bezahlen. Dadurch werden Elektrizität und fossile Energieträger deutlich teurer als heute, was einerseits zu Verhaltensänderungen führt und andererseits einen Innovationsschub bei der Effizienzsteigerung und in der Entwicklung neuer Technologien auslöst. :: Interessantes zum Thema Gemeingüter Mobilität und Wärme werden nach diesem Szenario vorwiegend mit elektrischer Energie gespeist. Der dadurch ansteigende Bedarf kann durch neue Technologien sowie durch einen moderaten Ausbau des Stromnetzes und ein intelligentes Netzmanagement (Smart Grid) ohne AKW abgedeckt werden. Die Gebühren auf nichterneuerbaren Energieträgern werden im Sinne einer Lenkungsabgabe an die Bevölkerung zurückerstattet, wodurch Personen und Firmen mit unterdurchschnittlichem Verbrauch sogar profitieren gegenüber heute. Gleichzeitig spart der Staat Geld durch den Wegfall der Subventionen auf Energie und Mobilität. Die Preiserhöhungen nehmen lediglich die ohnehin zukünftig zu erwartenden global ansteigenden Energiepreise vorweg. Sie ermöglichen im Inland Investitionen von jährlich 10 bis 20 Milliarden Franken, die beim "Plan A", dem bisherigen "business as usual", für den Einkauf von Energie im Ausland bezahlt werden müssen. Gunzinger betont, dass er mit diesen Ideen die Diskussion ankurbeln will. Er hat kein fertiges Patentrezept aber einen interessanten Ansatz. Er hält die Energiewende nicht nur für technisch möglich, sondern auch für wirtschaftlich interessant, was ihm als Unternehmer besonders wichtig ist. Er sieht einen Umsetzungshorizont von 20 Jahren mit lange im Voraus angesetzter Kommunikation, um den Investoren Planungssicherheit zu garantieren. Die Umsetzung solcher Ideen hängt von politischen Entscheiden und somit von uns allen ab.
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Primärenergieverbrauch in der Schweiz
Gemäss Gunzingers Berechnungen sinkt der Gesamtverbrauch von nichterneuerbaren Energien sowie der CO2-Ausstoss pro Person um den Faktor 10 gegenüber heute.
"Plan B oder Faktor 10" - Anton Gunzinger, SCS
Kurzfassung
| Originalvortrag from Christoph Seiffert on Vimeo
Chat-Protokoll: Dr. Anton Gunzinger zu "Plan B oder Faktor 10"
Tipp: Gute Vorsätze für 2012: Was ist Ihr konkreter Beitrag zu einem sparsamen Umgang mit Ressourcen? Viele Ideen dazu finden Sie in diesem Adventskalender. Schauen Sie sich die einzelnen Fenster nochmals in Ruhe an und lösen Sie bis zum 6. Januar die verpassten Quiz, um sich die Chance auf den Hauptpreis zu sichern.
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