Anmerkung: die Reihenfolge der eingegangenen Fragen verläuft von unten nach oben.
Live Chat: |
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Hermann Künzle: |
Haben Sie Erfahrungen gemacht, dass Bionik bei der (Weiter-)Entwicklung von erneuerbaren Energien wie z.B. Windrotor-Blätter oder Turbinen bei Wasserkraftwerken zum Einsatz kommt oder gekommen ist? |
2011-12-21 11:05:24 aus Luzern | In diesen Bereichen ist Bionik tatsächlich ein hilfreiches Mittel, da sich in der Natur bei schwimmenden und fliegenden Tieren viele Strömungsoptimierungen finden lassen. Es gibt zum Beispiel ein Rotorblatt für Windkraftwerke, das nach dem Vorbild der Brustflossen des Buckelwals eine wellenförmige Vorderkante aufweist.
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Adventskalender-Team: |
Liebe Frau Schwilch! Vielen Dank für die Zeit die sich genommen haben und den Einblick in dieses Neue Feld. Wir wünschen Ihnen eine erholsame Weihnachtszeit und weiterhin viele inspirierende Naturerlebnisse. |
2011-12-21 11:04:53 aus Luzern | Gern geschehen, das selbe wünsche ich Ihnen allen auch!
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Eva Schreber: |
Würden Sie auch Bionik-Aufträge vom Militär oder von "nicht-nachhaltigen" Branchen wie die Flugzeugindustrie annehmen? Wie gehen Sie damit um? |
2011-12-21 10:54:50 aus Luzern | Das kommt darauf an. Wenn ich Dinge nicht abschaffen kann, die meiner Lebenshaltung nicht entsprechen, kann ich sie allenfalls verbessern. Es kommt für mich somit auf die Aufgabe an. Würde es darum gehen, Flugzeuge energieeffizienter zu machen, fände ich das spannend, auch wenn ich denke, dass es noch effizienter wäre, deutlich weniger zu fliegen.
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Annalisa Sigrist: |
Gibt es viele Leute, die sich mit Bionik beschäftigen in der Schweiz? |
2011-12-21 10:50:12 aus Luzern | Im Vergleich zu Ländern wie Deutschland, Österreich, England, den USA und China gibt es in der Schweiz nur sehr wenige Leute, die sich mit Bionik beschäftigen. Dies war für mich mit ein Grund, mein Geschäft zu gründen. Ich hoffe damit, in der Schweiz eine Lücke zu füllen.
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Claudia Thomas: |
Welches Erlebnis hat Sie im Zusammenhang mit Bionik besonders geprägt? |
2011-12-21 10:45:43 aus Luzern | Für mich ist es vor allem faszinierend wie sich meine eigene Wahrnehmung der Natur immer wieder ändert, je nach dem welche Fragestellungen ich gerade bearbeite. Durch meine Beschäftigung mit der Bionik sehe ich die Natur immer wieder aus anderen Blickwinkeln. Es fallen mir Phänomene auf, die zwar schon immer da waren, die mir aber erst aufgrund einer technischen Fragestellung plötzlich aufallen.
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Alena Schmidt: |
Gibt es schon Produkte, die auf den Grundlagen der Bionik basieren? |
2011-12-21 10:39:06 aus Luzern | Bekannte bionisch entwickelte Produkte sind zum Beispiel ein ähnlich wie die Haifischhaut strukturierter Flugzeuglack, der den Luftwiderstand herabsetzt, Leichtbaukonstruktionen die sich an den Wachstumsregeln von Bäumen und Knochen orientieren, nach dem Vorbild von Lotusblättern strukturierte Oberflächen an denen Schmutz und Wasser abperlen und etliche mehr. Da man einem Endprodukt seine Entwicklungsgeschichte meist nicht ansieht, sind womöglich schon viel mehr Ideen aus der Natur in Produkte eingflossen, als wir wissen.
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Brigitte Meyer: |
In welchen Bereichen ist die Anwendung von Bionik besonders interessant? |
2011-12-21 10:31:49 aus Luzern | Besonders interessant ist die Bionik einerseits für Fragestellungen, bei denen man mit den konventionellen Methoden nicht mehr weiter kommt und andererseits natürlich für den CleanTech-Bereich. Da die Evolution stark auf Energie- und Materialeffizienz selektioniert, lassen sich in der Natur die perfekten Vorbilder für Energieeffizienz und materialsparendes Konstruieren finden.
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Carla Müller: |
Welche negativen Auswirkungen für die Natur kann die Anwendung von Bionik haben? |
2011-12-21 10:23:57 aus Luzern | Unter Bionik verstehe ich eine Methode zur Findung von Lösungen aufgrund von Einsichten und Ideen, die wir in der Natur finden. Bionik ist somit eine wertneutrale Methode. Sie kann somit theoretisch auch für die Entwicklung von Produkten verwendet werden, die letzlich eine negative Auswirkung auf die Natur haben. Falls dies geschieht liegt das allerdings nicht an der Bionik, sondern am unsorgfältigen Umgang mit Ideen.
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Adventskalender-Team: |
Guten Morgen Frau Schwilch, Haben Sie heute schon etwas gebraucht, das dank Bionik besser entwickelt wurde? Wie muss man sich den Alltag einer Bionikerin vorstellen?
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2011-12-21 10:08:56 aus Luzern | Guten Morgen! Nein, heute habe ich meines Wissens noch kein bionisch entwickeltes Produkt gebraucht, oder es war mir nicht bewusst. Es gibt natürlich Produkte die Konstruktionsprinzien zeigen, die auch in der Natur vorkommen, ohne dass dies bewusst nach einem natürlichen Vorbild geschehen wäre. Bionisch entwickelten Produkten sieht man umgekehrt nicht unbedigt an, dass eine Konstruktionsidee durch Suchen im Ideenpool der Evolution gefunden wurde. Mein Alltag ist meist ein Büroalltag, den Grossteil meiner Recherchen mache ich via Internet, Fachartikel lese ich am Bildschirm. Ich verbringe allerdings einen grossen Teil meiner Freizeit in der Natur und schlüpfe dabei ganz automatisch in die Rolle der Beobachterin. Weil ich die aktuellen Fragestellungen meiner Kunden im Kopf immer mit mit rumtrage, entdecke ich dabei immer wieder Wesentliches für meine Arbeit. Ich würde auch sehr gerne viel mehr selber forschen und experimentieren. Dies ist allerdings eine aufwändige Angelegenheit und benötigt Ressourcen, die nicht beliebig vorhanden sind.
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